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  • Klaudia

Vom Wollen und Können

und von der Kraft, die in der Ruhe liegt





Jahrzehnte lang hetzte ich von hier nach dort und dort nach hier.

Immer war irgendetwas zu erledigen und zu tun.

Immer.

Alles musste schnell gehen, denn meistens wartete nach dem Abhaken des einen Punktes aus meiner To-Do-Liste schon der nächste darauf erledigt zu werden.


Nun, da alle Kinder erwachsen sind, wollte ich alles etwas langsamer angehen.

Den Speed rausnehmen. Das Leben mehr genießen. Gelassener werden.


Das ist gar nicht so einfach!

Nachdem ich so viele Jahre alles möglichst schnell, aber dennoch gut erledigt habe, fällt es mir schwer, einen Gang runter zu schalten.

So ist das auch beim Fitterwerden.

Ich möchte am liebsten schon fitter sein. Jetzt sofort und gleich. In dieser Sekunde noch.


Aber da spielt mein Körper natürlich nicht mit.

Der zeigt mir einen Vogel, zieht die Handbremse an und zwingt mich dazu inne zu halten.

Langsam, Mädchen!

So geht das nicht!


Meine Beine haben eine andere Vorstellung vom Fitwerden und möchten mit Ruhe wieder an längere Wanderungen gewöhnt werden oder selber bestimmen, wann der nächste Grad der Dehnung erlaubt ist.


So stelle ich ein um das andere Mal wieder fest:

Es ist das Eine, mental verstanden zu haben, dass in der Ruhe die Kraft liegt, das andere diese Weisheit auch zu leben.

Dazu gehört ja auch, das Alte loszulassen. Ich muss alte Gewohnheiten ad acta legen, um Neuem Raum und Platz zu bieten. Die Hetze, das Müssen, das Sollen - all das darf gehen, damit die Ruhe und die Kraft einziehen können.

Neues bedeutet aber für uns Menschen, die wir Gewohnheitstiere sind, auch immer, dass da die Gefahr des Scheiterns besteht. Die meisten von uns verharren deshalb lieber in alten Gewohnheiten als neue zu etablieren, auch wenn diese alten Gewohnheiten weh tun. Da weiß man wenigstens was man hat.


Aber was kann mir denn schon passieren, wenn ich aus dem alten Hamsterrad aussteige?

Richtig! Nichts. Es kann nur besser werden.


Ich nehme mir also vor, mein Fitter-Werden LANGSAM, mit Ruhe, umzusetzen.

Ganz bewusst wahrzunehmen was mein Körper kann und möchte.

Er hat lange genug unter der Herrschaft meines Kopfes gelitten.


Ich sollte von meinem untrainierten Körper nicht erwarten, dass er von heute auf morgen 20.000 Schritte gehen kann und das am besten noch bergauf und bergab.

Situps muss ich auch nicht sofort in unendlicher Folge runterreißen können oder gar Planks für 10 Minuten halten.


Inzwischen wird mir immer klarer, dass zwei der großen Lernaufgaben, die ich neben dem Abnehmen habe, das Geduldiger-mit-mir-selbst-werden und die Achtsamkeit sind. Und diese Aufgaben scheinen sogar noch schwieriger zu bewältigen zu sein, als das Abnehmen selbst.

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