- Klaudia
... ich mache mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt …
Hollahi-hollaho-holla-hopsassa. Ich mach, was mir gefällt."

Ich bin zwar nicht Pipi Langstrumpf, trage weder Ringelsocken noch einen Trägerrock, aber mit fast 62 Jahren mache mir die Welt trotzdem mehr und mehr zu einer Welt, in der ICH mich wohl fühle.
Das kommt zwar in meiner Familie gut an, aber außerhalb dieser kleinen Blase stoße ich oft auf Unverständnis.
Die für andere offensichtlichste Veränderung ist mein neues Essverhalten.
Das scheint nicht jedem zu passen und so höre ich oft Sprüche wie
„Ach komm! Ein Stück Kuchen! Das kannst Du dir doch leisten.“
„Jetzt ess´ doch mit, sonst macht das Ganze doch gar keinen Spaß, wenn man da einem beim Verzicht zu schauen muss!“
„Das gehört doch dazu. Jetzt sei doch nicht so…“
Während diese Aufforderungen bei allen anderen fruchten, die diäten und versuchen abzunehmen (da gibt es viele!) und sie nur zu bereitwillig die Waffen strecken und aufgeben („Ach jaaa… morgen ist ja auch noch ein Tag“), beißen die Sprücheklopfer bei mir auf Granit.
Ich frage mich ein ums andere Mal, warum es so schwierig ist, zu akzeptieren, dass ich seit ein paar Monaten anders esse.
Es geht hier nur ums Essen und das Trinken von Alkohol!
All die anderen Veränderungen bemerken sie ja gar nicht.
Die meisten verstehen nicht, dass ich keine Diät mache, die beendet ist, sobald ich mein Ziel erreicht habe. Ich werde dauerhaft im Intervall essen, wenig Kohlenhydrate zu mir nehmen, Zucker vermeiden und viel Gemüse und Obst genießen, gegen das ich nicht allergisch bin. Wurst oder andere verarbeitete Lebensmittel brauche ich nicht mehr…
Ich vermeide bei meiner Aufzählung ganz bewusst den Begriff „Verzicht“.
Für mich ist es das genaue Gegenteil.
Es ist ein riesiger Gewinn!
Ich kämpfe nicht mehr mit mir selber darum standhaft zu bleiben und keine Schokolade oder Eis in mich hineinzustopfen, weil ich einfach keine Lust mehr auf Süßes habe. Ich liege also abends meistens nicht mehr von mir selbst geschlagen im Bett und verzweifle an meiner Unfähigkeit „stark“ zu bleiben. Ich verliere den Kampf nicht mehr gegen mich selbst.
Ich werde beweglicher, gesünder, fitter.
Aber vor allem werde ich glücklicher.
Ich war mir noch nie so nah, weil ich mich mit mir selbst auseinandersetzen muss, wenn ich das, was da in mir nach Essen und Trinken schreit, nicht zu schütte.
Vielleicht ist das die Angst der anderen: Sich selbst begegnen zu müssen.
Dies erfordert oft eine gehörige Portion Mut und ist ganz schön anstrengend.
Die meisten nehmen mir meine Begeisterung für das, was für sie ein Verzicht ist, für mich aber ein Gewinn, nicht ab.
Was sie nicht können oder wollen, muss so auch für mich gelten.
Alles andere ist doch nicht normal.
Ich will aber gar nicht normal sein.
Ich will ich sein.